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PGL Symposium

Parallel zum Ausstellungswettbewerb hat sich bei der „Postgeschichte live“ seit geraumer Zeit eine Vortragsveranstaltung mit Topniveau etabliert. Hier wird das interessierte Publikum mit hochklassigen Präsentationen unterhalten, die in ihrer Qualität und Themenbreite nichts zu wünschen übriglassen.

In der jüngeren Vergangenheit haben sich dort internationale Spitzenphilatelisten wie beispielsweise Chris King und Alan Holyoake (beide GB), Patrick Maselis und James Van der Linden (beide B), Prof. Dr. Henrik Mouritsen (DK), Dr. Robert Abensur (F), Dénes Czirok (H) sowie Dr. Wolf Heß und Wolfgang Maaßen (beide D) „die Klinke in die Hand gegeben“, die allesamt die Roll of Distinguished Philatelists – also die weltweit höchste Auszeichnung für einen Philatelisten – unterzeichnet haben.

Symposium PGL
Programm

Freitag 25. Oktober 2024

13.00 – 13.15 Uhr: 
Klaus Weis
Eröffnung und Einführung

13.15 – 14.00 Uhr:
Dr. Gerald Heschl, Pörtschach (A) „Die Paar – Österreichs Antwort auf Thurn und Taxis“

Sie kamen aus derselben Gegend, arbeiteten für denselben Herrscher und wurden zu erbitterten Gegnern: die Postmeister der Familien Taxis und Paar.

Wie die große Postmeisterfamilie Taxis im Reich, etablierten sich die Paar schon im beginnenden 16. Jahrhundert als Postmeister. Doch buken sie noch kleinere Brötchen und übernahmen Postämter in verschiedenen Städten Österreichs. Erst mit der habsburgischen Teilung 1564 gelang es einem Strang der Familie Paar, sich der Kaiserfamilie anzudienen. Johann Baptista von Paar wurde Hofpostmeister des innerösterreichischen Herrschers Erzherzog Karl II. Damit begann der unaufhaltsame Aufstieg, der die Paar schließlich auf eine Stufe mit den Thurn und Taxis stellte. Doch davor gab es noch eine konfliktreiche und kriegerische Geschichte. Kurz gefasst könnte man sagen, dass die Paar durchwegs Kriegsgewinner waren.

Der Vortrag führt also zurück an die Anfänge der österreichischen und damit europäischen Postgeschichte. Er zeichnet den Weg der Paar als kleiner Adelsfamilie im Dienste eines regional herrschenden Habsburger Erzherzogs bis an die Spitze einer Hofpost, die von Schlesien bis Belgrad und vom heutigen Rumänien bis Venedig reichte. Als unmittelbare Vertraute der Kaiser schwangen sich die Paar hinauf bis in die höchsten Adelskreise und wurden – wie die Thurn und Taxis – in den Reichsfürstenstand erhoben. Ausgestattet mit dieser Machtfülle im unmittelbaren Herrschaftsbereich der Habsburger wollten die Paar ihren Einfluss über die Erblande hinaus ins Heilige Römische Reich ausdehnen. Damit gerieten sie unweigerlich in einen unerbittlichen Konflikt mit den Thurn und Taxis. Dieser Kampf um die kaiserliche Post währte knapp 100 Jahre, war aber so heftig, dass er gleich fünf Kaiser und eine ganze Riege von Juristen beschäftigte.

So steil der Aufstieg der Familie Paar war, so rasch endete er mit der Verstaatlichung der österreichischen Post durch Kaiser Karl VI  1722.

1654: Schreiben von Kaiser Ferdinand III an die Räte des Westphälischen Kreises, die in Münster und Osnabrück tagten. Der Versand von Briefen für den Kaiser ins Reich war ein ständiger Zankapfel zwischen Paar und Thurn-und-Taxis

1564: Schreiben von Kaiser Ferdinand I an seinen Sohn Erzherzog Karl II bzgl. Aufteilung der Länder: Die habsburgische Länderteilung war der Grundstein für den Aufstieg der Familie Paar

14.15 – 15.00 Uhr:
Turhan Turgut RDP, Istanbul (TR)
„German – Ottoman Field Post During World War I“

Deutsch-osmanische Feldpost im Ersten Weltkrieg

Diese Präsentation konzentriert sich auf die Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der osmanischen Feldpost während des Ersten Weltkriegs.

Der postalische Kommunikationsbedarf der deutschen Militärmission im Osmanischen Reich vor dem Ersten Weltkrieg und bis 1915 wurde durch den diplomatischen Kurierdienst zwischen Istanbul und Berlin gedeckt. Die ersten datierten Poststempel der Feldpost der Deutschen Militärmission in Istanbul erschienen im Oktober 1915.

Die postalische Zusammenarbeit zwischen den beiden Verbündeten begann, als die drei osmanischen Armeekorps ab 1916 an die galizische, rumänische und mazedonische Front geschickt wurden. Die Angehörigen dieser Korps nutzten die osmanische und deutsche Feldpost für ihre Korrespondenz.

Als die erste deutsche Militäreinheit, das „Asien-Korps“, im März 1916 in Palästina eintraf, um sich der großen osmanischen Militärpräsenz anzuschließen, hatte sie bereits ihr eigenes Feldpostnetz mit zweisprachigen Datumsstempeln benutzt, die den Namen der Stadt oder der Armeeeinheit trugen. Einige deutsche Abteilungen, insbesondere Luftwaffenstaffeln, wurden dem osmanischen Kommando unterstellt, was eine enge Zusammenarbeit zwischen den Feldpostdiensten der beiden Streitkräfte einleitete.

15.15 – 16.00 Uhr:
Luc Selis, Ostende (B) „Ocean Letters“

Der Ozeanbrief – The Ocean Letter

Der Oceanbrief, nicht zu verwechseln mit einem Schiffsbrief oder Seebrief, existiert dank der Erfindung des drahtlosen Telegrafen durch Guglielmo Marconi im Jahr 1896. Am 11. September 1911 führte die deutsche DEBEG (Deutsche Betriebsgesellschaft für Drahtlose Telegrafie) einen neuen, billigeren Telegrafiedienst auf deutschen Schiffen ein: den „OZEANBRIEF“. Das System funktionierte folgendermaßen: Ein Passagier an Bord eines Kreuzfahrtschiffes übergab die zu übermittelnde Nachricht an den Funkoffizier des Schiffes. Da das Schiff in der Regel zu weit von einer Küste entfernt war, wurde die Nachricht drahtlos an ein Schiff in Reichweite übermittelt, das in die entgegengesetzte Richtung fuhr. Der Funkoffizier des empfangenden Schiffes schrieb oder tippte die Nachricht auf ein speziell dafür vorgesehenes Formular und steckte es in einen Umschlag. Im ersten Anlaufhafen wurde der Brief dem Hafenpostamt zur eingeschriebenen Weiterleitung an den Adressaten übergeben. Im Jahr 1925 wurde die Einschreibepflicht aufgehoben, und die Seebriefe konnten in jedem Hafen aufgegeben werden, nicht unbedingt im ersten Anlaufhafen.

Jede Telegrafen- oder Schifffahrtsgesellschaft, die einen Ozeanbriefdienst betreiben wollte, musste von ihren Postbehörden eine Genehmigung für die Bearbeitung von Briefen einholen, was normalerweise das Privileg der nationalen Postbehörden war. Sehr zum Ärger von Marconi erhielt sein Unternehmen erst Anfang 1913 die Genehmigung für die Aufnahme des Seebriefdienstes im Vereinigten Königreich. Daher hatten die DEBEG und die belgische drahtlose Telegrafengesellschaft einen großen Vorteil bei der Einführung des Dienstes an Bord vieler Schiffe in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Mehrere Telegrafen- und Schifffahrtsgesellschaften führten den neuen Dienst an Bord ihrer Schiffe ein und entwickelten spezielle Telegrammformulare und passende Umschläge. Je nach der Sprache des Landes, unter dessen Flagge die Schiffe fuhren, wurden unterschiedliche Bezeichnungen auf den Telegrammformularen und Umschlägen verwendet: Ocean Letter, Ozean-Brief, Radio-Ozean Brief, Lettre-Océan, Radio Letter, Radiobrief, Radiobrev, Lettera Oceanica, Wireless Letter, Ocean Poste, Carta de Alta Mar…

Nur 11 Länder erteilten Schifffahrts- und Telegrafengesellschaften Genehmigungen: Österreich-Ungarn, Deutschland, das Vereinigte Königreich, Belgien, Frankreich, die Niederlande, Italien, Dänemark, Norwegen, die Vereinigten Staaten von Amerika und Neuseeland. Da sich die Telegrafenausrüstung an Bord in den nächsten Jahrzehnten nach der Einführung des Dienstes im Jahr 1911 schnell verbesserte, ging sein Erfolg bis 1940 stark zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind nur sehr wenige (korrekt benutzte) Ozeanbriefe zu finden.

 

 

16.00 – 16.30 Uhr:
Klaus Weis
Schlussdiskussion und Resümee

Projektleitung/ Organisation:

Manuela Schabla

Vertrieb und fachliche Beratung:

Jan Billion

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